19: Vitrine XVIII Altonaer Blutsonntag und Papen-Staatsstreich
Für Sonntag, den 17. Juli 1932, hatte der sozialdemokratische Polizeipräsident von Altona Otto Eggerstedt
trotz vorheriger Warnungen aus der Bevölkerung einen Naziaufmarsch genehmigt. Als 7000 SA-Männer durch Arbeiterviertel von Altona
zogen, kam es zu schweren Auseinandersetzungen, bei denen - vor allem durch Schüsse der Polizei - 18 zumeist unbeteiligte Menschen
den Tod fanden. Die Reichsregierung unter Franz von Papen nahm dies als Vorwand, die sozialdemokratische Regierung in Preußen
aufzulösen und wichtige Positionen in Verwaltung und Polizei mit reaktionär eingestellten Personen zu besetzen. Die SPD-Führung
beugte sich der Gewalt und lehnte die von der KPD vorgeschla-genen Massenaktionen ab. Statt dessen rief sie - ohne Erfolg - das
Reichsgericht an und räumte kampflos ihre Positionen. Dieser Staatsstreich war ein bedeutender Schritt bei der Unterminierung
der Weimarer Republik durch reaktionäre und faschistische Kräfte. Hamburger Reeder setzt sich für Hitler ein.
Im November 1932 verlor die NSDAP bei den Reichstagswahlen 2 Millionen Stimmen, während die KPD erstmals mit 100
Abgeordneten in den Reichstag einzog. Industrielle, Bankiers und Großagrarier forderten daraufhin von Hindenburg, Hitler zum
Reichskanzler zu berufen, darunter auch der Hamburger Reeder und spätere Nazibürgermeister Carl Vincent Krogmann. In gleichlautenden
Schreiben erklärten sie: "Mit Eurer Exzellenz bejahen wir die Notwendigkeit einer vom parlamentarischen Parteiwe-sen unabhängigen
Regierung, [...] Die Übertragung der verantwortlichen Leitung eines mit den besten sachlichen und persönlichen Kräften ausgestatteten
Präsidialkabinetts an den Führer der größten nationalen Gruppe wird die Schlacken und Fehler, die jeder Massenbewegung notgedrungen
anhaften, aus-merzen und Millionen Menschen, die heute noch abseits stehen, zu bejahender Kraft mitreissen."
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