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- Positionen und Perspektiven der Gedenkstätte Ernst Thälmann 2001
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Positionen und Perspektiven der Gedenkstätte Ernst Thälmann
Beschlossen vom Kuratorium GET auf seiner Mitgliederversammlung 2001
- Positionen und Perspektiven der Gedenkstätte Ernst Thälmann
- Geschichte - Lehrmeisterin für Gegenwart und Zukunft
- Geschichte – Ein Feld miteinander widerstreitender Kräfte
- Auch künftig Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeiterbewegung überliefern
- Zur materiellen und personellen Kontinuität der GET
- Spendenaufruf
1. Positionen und Perspektiven der Gedenkstätte Ernst Thälmann
Die Gedenkstätte Ernst Thälmann im Hamburger Wohnhaus des ermordeten Arbeiterführers, seiner Frau Rosa und Tochter Irma
besteht heute 32 Jahre. Ernst Thälmann (1886 - 1944) , Hafenarbeiter, Gewerkschaftsfunktionär, Vorsitzender der USPD Hamburg, Abgeordneter der
Hamburgischen Bürgerschaft und des Reichstages Vorsitzender der KPD, Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, Initiator
der Antifaschistischen Aktion wurde 1933 festgenommen und nach 11 jähriger Haft auf Befehl Hitlers im KZ Buchenwald erschossen. Auf der ersten
Mitgliederversammlung im neuen Jahrhundert hält unser Kuratorium Rückblick auf seine bisherige und Ausblick auf die künftige Gedenkstättenarbeit.
Unserem Statut folgend verstehen wir unsere übergreifende Aufgabe darin, der Öffentlichkeit Leben, Kampf und Vermächtnis Ernst Thälmanns und die
Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung zu vermitteln. Der bisher zurückgelegte Weg unserer Einrichtung wird durch folgende Ereignisse markiert:
1969: Eröffnung der “Gedenkstätte Ernst Thälmann” durch Kampfgefährten des Ermordeten. 1970: Konstituierung des
Kuratoriums Gedenkstätte Ernst Thälmann (GET) 1973: Erweiterung des Kuratoriums auf Bundesebene/ Herausgabe der ersten Ausgabe “Rundbrief aus
dem Thälmann-Haus” 1974: Zuerkennung der Gemeinnützigkeit als eingetragener Verein 1976: Neugestaltung der ständigen Ausstellung auf
größerer Fläche/ Einführung fester Öffnungszeiten/ Beginn der antifaschistischen Stadtrundfahrten mit der VVN und der MASCH Hamburg, 1979 durch den
Landesjugendring mit VVN Zeitzeugen weitergeführt 1977: Herausgabe von Thälmanns in faschistischer Haft verfaßten autobiografischen
Aufzeichnungen unter dem Titel: “Zwischen Erinnerung und Erwartung“; 2. Auflage 1994 als Reprint 1982: Eröffnung der Thälmann-Bibliothek
mit kleiner Archivsammlung 1985: Infolge öffentlichen Begehrens Benennung eines Teils der Kegelhofstrasse in Ernst-Thälmann-Platz;
80er Jahre: Zusammenarbeit mit der Willi-Bredel-Gesellschaft und anderen Geschichtswerkstätten 90er Jahre: Zusammenarbeit und
Erfahrungsaustausch mit dem “Freundeskreis der Ernst Thälmann Gedenkstätte” e.V. Ziegenhals 1994: Gemeinsame Kundgebung in Berlin zum
50. Todestag Thälmann und Breitscheid mit der ET-Gedenkstätte Ziegenhals, DKP, PDS, FDJ, dem Bund der Antifaschisten u. a. 2000: Herausgabe des
neuen Gedenkstättenführers „Ernst Thälmann und Kampfgefährten. Eine Hamburger Ausstellung in Bild und Text.” Einrichtung einer Hompage der GET im Internet.
Zu den hauptsächlichen Tätigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Thälmann-Haus gehören:
- Information und Organisation: Dienstpläne / Telefondienst / Kasse / Versand / Korrespondenzen / “Rundbrief”/ Vorstandsberatungen /
Mitgliederversammlung (alle 2 Jahre)
- Ständige Ausstellung: Besucherbegleitung, ggf. Beratung während GET-Öffnungszeiten Mittwoch bis Samstag / Vorbereitung auf
Gruppenführungen / Registrierung von Besucherzahlen, Spenden, Vorkommnissen / Anbieten Literatur, Rundbrief, Informationsmaterial, Gästebuch
- Instandhaltung / Bearbeitung / Ergänzung von Bibliothek und Sammlung unter besonderer Berücksichtigung des Raumes Hamburg nach
den Schwerpunkten:
- Thälmann in seiner und in unserer Zeit, - Arbeiterbewegung, speziell kommunistische, - antifaschistischer Widerstand,
antimilitaristische und Friedensbewegung
- Unterstützung von Publikationen, Ausstellungen, Projekten etc. durch Leihgaben und Auskünfte, Bearbeitung von Suchbriefen
(siehe auch Rundbrief-Rubrik: “Aus unserer Geschichtswerkstatt”)
- Gedenkveranstaltungen anlässlich Thälmanns Geburtstag am 16. April
- Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, in der Regel zwei im Jahr, mit eigenen und eingeladenen Fachkräften
- Vorführung von Dokumentar- und Spielfilmen überwiegend zu geschichtlichen Themen, in der Regel einmal im Monat
- Beteiligung an öffentlichen Festen mit Informationsständen, z.B. am UZ - Pressefest, im Stadtteil Eppendorf
Ein Maßstab für unsere Gedenkstättenarbeit ist die Anzahl der Menschen, die unsere Ausstellung und Veranstaltungen besuchen,
unsere Bibliothek und Archivsammlung nutzen. Seit der Errichtung unserer Gedenkstätte konnten wir 172 000 Besucherinnen und Besucher bei uns begrüßen.
Davon entfielen auf die 90er Jahre 22 000, eingeschlossen 13 000 Schülerinnen und Schüler sowie Mitglieder von Jugendgruppen, teils auch aus dem Ausland,
die im Rahmen von Alternativen Stadtrundfahrten des Hamburger Landesjugendringes unsere Einrichtung besuchten. Nach den gesellschaftspolitischen Umbrüchen
auf deutschem Boden und in Osteuropa verzeichnen wir im Vergleich zu der davor liegenden Zeit geringere Besucherzahlen namentlich aus dem Ausland. Das
Thälmann-Haus bleibt nach wie vor Anlaufpunkt für geschichtspolitisch aufgeschlossene Menschen. Dieses Interesse zu bewahren und zu verstärken betrachten
wir weiterhin als eine vorrangige Aufgabe.
2. Geschichte - Lehrmeisterin für Gegenwart und Zukunft
Mit den gesellschaftspolitischen Veränderungen in Deutschland entstanden auch für antifaschistische Gedenkstättenarbeit neue politische
Rahmenbedingungen. Die Bedeutung antifaschistischer Gedenkstätten wird damit nicht vermindert, im Gegenteil. Das Kuratorium bekräftigt seine Auffassung,
dass für die Vermittlung der Traditionen des antifaschistischen Widerstandskampfes im Prozess der Erneuerung bei den Linken und für die Aufarbeitung der
Geschichte der kommunistischen und Arbeiterbewegung die Gedenkstätte Ernst Thälmann unverzichtbar bleibt. Die Weiterführung ihrer Arbeit trägt dazu bei,
auch andere antifaschistische Gedenkstätten gegen Angriffe restaurativer Kräfte zu verteidigen. Nach dem Ende sozialistischer Entwicklungen in der DDR,
der UdSSR und in anderen Ländern, dem das Zunichtemachen gesellschaftlichen Fortschritts und sozialer Standards folgte, ist bei politisch Interessierten,
auch bei manchen kommunistisch und sozialistisch orientierten, eine Neigung zu erkennen, die Geschichte als Quelle von Erfahrungen und Erkenntnissen für
die Gegenwart und Zukunft zu relativieren, ja sie zu verneinen. Der Zeitabschnitt, mit dem sich unsere Gedenkstättenarbeit befasst, gehört nicht einer
längst vergangenen sondern der jüngeren Geschichte an, der Epoche des Imperialismus. Diese begann um die Wende zum 20. Jahrhundert mit der Herausbildung
kapitalistischer Monopole und dauert - heute unter veränderten politischen Bedingungen - zum Schaden der Menschheit und des gesellschaftlichen Fortschritts
noch an. Gegen den besonders aggressiven deutschen Imperialismus, der zwei Weltkriege auslöste und aus dem der deutsche Faschismus erwuchs, haben Ernst
Thälmann und seine Mitstreiter einen mit vielen Opfern verbundenen Kampf geführt. Kenntnisse und Erkenntnisse daraus sind nicht gering zu schätzen.
Gleichzeitig müssen die heute Lebenden ihre eigenen Erfahrungen machen und Antworten auf sich stellende Fragen finden. Geschichtliche Bildungsarbeit
kann Denkanstöße geben, Positives zu nutzen und Pfade meiden zu lernen, die sich bereits in der Vergangenheit als Irrwege erwiesen. Erfahrungsgemäß
findet es gerade bei jüngeren Menschen ein besonderes Interesse, wenn Frauen und Männer des antifaschistischen Widerstandes aus ihrem Leben erzählen.
Auch für uns erwächst ein Problem daraus, dass Zeitzeugen, die Faschismus und Krieg bewußt miterlebt haben, zunehmend weniger werden. Vor diesem Hintergrund
besitzen auch von uns begonnene Befragungen von Zeitzeugen für die Perioden vor und nach 1945 eine nicht geringe Priorität. Unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter kommen aus verschiedenen Berufen. Keiner von uns hat sich vor der Gründung der Gedenkstätte etwa mit Museumspädagogik befasst. Wir lernten auf
empirische Weise die komplizierte Thematik unseres Hauses rüberzubringen und uns immer besser auf die unterschiedlichen Gäste einzustellen. Bei der Vermittlung
geschichtlicher Erfahrungen, besonders an jüngere Menschen, wollen wir nicht in Routine verfallen. Es geht darum, immer erneut ihrem Verständnis entsprechende
Zugänge zu suchen und zu finden. Ein Beispiel für eine anschauliche Handreichung zur Aneignung von Kenntnissen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben wir mit unserer Ausstellungsdokumentation „Ernst Thälmann und Kampfgefährten“ geschaffen. Im übrigen hatte diese Publikation
nicht nur bei Gästen und auswärtigen Interessenten eine gute Nachfrage, sondern brachte unserer Geschichtswerkstatt 2000/2001 eine relativ starke Beachtung in der
Öffentlichkeit durch verschiedene Beiträge in den Medien.
3. Geschichte – Ein Feld miteinander widerstreitender Kräfte
Bis weit in die 60er Jahre war in einschlägigen westdeutschen Publikationen der Widerstand gegen das Naziregime zumeist auf die Aktion der Militärs
am 20. Juli 1944 und auf kirchliche Bereiche reduziert. Daß der Widerstand in seiner Breite, eingeschlossen der Arbeiterwiderstand, stärker ins Blickfeld der
Öffentlichkeit rückte, ist vor allem den Aktivitäten der “Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes” (VVN) zu danken, ebenso dem Röderberg-Verlag mit seiner 1969
begonnenen Reihe “Bibliothek des Widerstandes”. An dieser mit den siebziger Jahre einsetzenden Entwicklung hatten in Hamburg Anteil u.a. die GEW, das Museum für
Hamburgische Geschichte, Geschichtswerkstätten in den Stadtteilen, so auch unsere Gedenkstätte. Nicht zuletzt ist die Forschungs- und Vermittlungstätigkeit von
Institutionen der DDR zum Thema Widerstand und Verfolgung zu nennen, die starke Rückwirkung auf den Westen hatte. Nach dem Wegfall der DDR setzte auch in der
deutschen Geschichtsschreibung Revision ein. Ausgeblendet in offizieller bundesdeutscher Geschichtsbetrachtung blieb der Arbeiterwiderstand und damit auch der
Anteil der Kommunisten. Ernst Thälmann und die mit seinem politischen Wirken verbundenen revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung stehen vorrangig
im Visier rechtskonservativer Geschichtsentsorgung. Walter Wimmer, Mitautor der Thälmann-Biografie, hat dafür 1993 auf einer GET-Veranstaltung Gründe genannt:
„Es geht nicht nur darum, in Thälmann das Symbol des Antifaschismus zu treffen... es geht um mehr, es geht darum, in Thälmann sozusagen die Verkörperung dessen,
was wir Klassenbewußtsein nennen, zu vernichten. Die neue Art der Geschichtsbetrachtung, in der der Arbeiter, in der die Klasse, in der die sozial entrechteten
Schichten ihre eigene Geschichte und ihre eigene Zukunft haben, und die im Grunde genommen durch die Bemühungen der Arbeiterbewegung selbst - in Deutschland erst
nach 1945 und im wesentlichen in der DDR - möglich wurde, soll wieder verschwinden. Man will wieder zurück zu einer Geschichtsauffassung, die diese Geschichtsbewußtseinsbasis
des gesellschaftlichen Anspruchs der sozial Entrechteten negiert“(Rundbrief aus dem Thälmann-Haus Nr. 25./ September 1993). Dem politischen Wirken der KPD unter
Thälmann haben sich nach dem Ende der DDR eine Reihe von Historikern zugewandt, die dort ihre Qualifizierung zu Wissenschaftlern erfahren konnten, heute aber konträre
Positionen gegenüber dem seinerzeit vertretenen Geschichtsbild einnehmen. In solchen Arbeiten zur kommunistischen Politik von 1918 - 1933 ist als durchgehende Tendenz zu
erkennen, dass sie das Wirken der KPD und Ernst Thälmanns entgegen ihrer tatsächlichen Leistungen als geschichtlich kontraproduktiv darstellen. Aus solcher Betrachtungsweise
werden auch unserer Gedenkstätte Klischees wie „Reliquiensammlung“, „Kultstätte“, „letzte Nische des Kommunismus" etc. angehängt. Wir wollen keine Konservierung oder
Stillstand der Geschichtsschreibung und verschließen uns nicht gegenüber neuen Forschungsergebnissen. Unsere Geschichtsauffassung basiert auf den Theorien von Marx und
Engels, Lenin, Mehring, Luxemburg und anderen Marxisten. Danach sind Gesellschaft, gesellschaftliches Denken wie Geschichtsbetrachtung nicht als etwas Abgeschlossenes,
Statisches zu sehen, sondern als ein Prozess, der Entwicklungen und Veränderungen widerspiegelt. Auch wir gewannen nach den Umbrüchen in den 90er Jahren neue Einsichten
und Erkenntnisse für unsere Geschichtsarbeit. Gegenüber jüngeren Untersuchungen, die auf Quellen basieren, verhalten wir uns aufgeschlossen, sofern sie nicht neue Vor-Urteile
kreieren. Von Historikern erwarten wir, daß vergangene Wirklichkeit aus dem jeweiligen geschichtlichen Zusammenhang und unter Berücksichtigung des Selbstverständnisses damals
Agierender dargestellt und nicht aus heutiger politischer Sicht interpretiert, umgeschrieben oder instrumentalisiert wird. In unsere Geschichtsbetrachtung beziehen wir Leistungen
wie Fehlentwicklungen der Vergangenheit ein. Wir wollen uns informieren, alle Facetten kennenlernen, “weiße Flecken” aufarbeiten helfen und alte und neue Erkenntnisse für heute
nutzbar machen. Wir sind an übereinstimmenden wie unterschiedlichen Auffassungen/ Forschungsergebnissen über Thälmann und Kampfgefährten interessiert und gehen einem kontroversen,
aber fair geführten Meinungsstreit nicht aus dem Wege. Allerdings haben wir weder Zeit noch Lust, uns länger mit Geschichtsklitterungen der Thilo Gabelmanns zu befassen. Gefreut hat
uns das lebhafte Echo pro und contra auf unseren letzten “Rundbrief” (Nr. 36/ Juni 2001), insbesondere zu dessen Aufmacher “Dimitroff-Thälmann-Stalin”.
4. Auch künftig Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeiterbewegung überliefern
Angesichts der mit der Niederlage des Sozialismus in Europa verbundenen Entwicklungen, der Prozesse im heutigen Imperialismus und der gegenwärtigen Situation
in der Arbeiterbewegung, stellen wir uns der Frage nach dem Standort und den Perspektiven der Gedenkstätte Ernst Thälmann. In unserer geschichtsvermittelnden Tätigkeit bleiben
wir Traditionen und Idealen zugewandt, die Ernst Thälmann in der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung verkörperte, seinem Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit,
nach einer Welt ohne Krieg, Faschismus und Ausbeutung. Als Thälmann nach der vorigen Jahrhundertwende sich der politischen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung anschloß,
folgte ein Aufrüstungsprogramm dem anderen: Zwischen den imperialistischen Mächten Europas begann ein Rüstungswettlauf, der geradewegs in den Ersten Weltkrieg führte. Eine massive
Aufrüstung Hitlerdeutschlands ebnete den Weg in den Zweiten Weltkrieg. Das 20. Jahrhundert endete mit dem unter deutscher Beteiligung geführten Angriffskrieg der NATO gegen die
Bundesrepublik Jugoslawien. Auch der Beginn des 21. Jahrhunderts ist von friedensbedrohender Aufrüstung mit enormer Zerstörungskraft der atomar bestückten modernen Waffentechnik
gekennzeichnet. Die Militarisierung des Weltraumes durch die USA hat begonnen. Europäische und bundesdeutsche Militärkräfte werden aufgestellt für weltweite Einsätze. Die
Mitgliederversammlung verurteilt den Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA und ist sich gleichzeitig mit der demokratischen Weltöffentlichkeit einig, dass der Bombenkrieg
gegen Afghanistan sofort beendet werden muss. Angesichts dieser die Spannungen in der Welt verstärkenden Entwicklung gewinnt ein Gedanke von Ernst Thälmann wieder Aktualität, den
Kampf nicht erst aufzunehmen wenn ein Krieg begonnen hat, sondern bereits in Friedenszeiten Aufrüstungsmaßnahmen aufzudecken und ihnen energisch entgegenzuwirken. Dazu wollen auch wir
im Bündnis mit der Friedensbewegung weiterhin beitragen. Ebenso aktuell erweisen sich die Warnungen Thälmanns vor den Gefahren, die in den 20er, 30er Jahren aus der Faschisierung
Deutschlands erwuchsen. Die gesellschaftlichen Kräfte, die damals die Weichen in Richtung Faschismus und Weltkrieg stellten, sind bei veränderten Rahmenbedingungen noch da und nach wie
vor bestimmend. Nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik ist eine immer ausgeprägtere Rechtsentwicklung, ein immer aggressiver werdendes Auftreten von organisiertem Neofaschismus
festzustellen. Wenngleich dies im Artikel 139 Grundgesetz bereits im Ansatz zu verbieten ist, wird es von zuständigen Stellen legal bemäntelt und durch massive Polizeieinsätze geschützt.
Vor diesem Hintergrund behält die Geschichtsvermittlung über den Faschismus, zum Widerstand gegen Hitler und seinen Krieg, die unser spezifischer Beitrag zum bündnisorientierten Wirken der
antifaschistischen Kräfte von heute ist, einen wichtigen Stellenwert. Solche Überlieferungen verbinden wir mit der Erinnerung an die von den Faschisten politisch, rassistisch, religiös,
sexistisch verfolgten und ermordeten Männer, Frauen und Kinder. Im Verlaufe unserer Gedenkstättenarbeit haben wir eine Struktur entwickelt, die es erlaubt, auch weiterhin verschiedenen
Interessen von aufgeschlossenen Besucherinnen und Besuchern gerecht zu werden. Unser geschichtsorientiertes Angebot hat seine Grundlage in unserer ständigen Ausstellung. Wer sie besichtigt,
gewinnt einen ersten Eindruck vom Thema unseres Hauses und von unserer Tätigkeit. In Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern und bei Führungen von Gruppen erläutern wir Entstehung, Entwicklung
und Inhalte unserer Ausstellung. Gewonnene Eindrücke widerspiegeln sich in unserem Gästebuch. Von öffentlich zugänglichen Einrichtungen wie der unsrigen erwarten Bildung suchende Mitmenschen
ein interessantes Angebot an Veranstaltungen. Von uns angewandte und sich bewährende Formen sind Vorträge mit anschließender Diskussion zu geschichtlichen Themen, ebenso Buchlesungen. Um
für den Besuch unserer Veranstaltungen anzuregen, wollen wir bei der Auswahl von Themen mehr auf Bedürfnisse an unserem Programm Interessierter eingehen und anstreben, die Themeninhalte
mehr in Verbindung von Geschichte und Gegenwart abzuhandeln. Die GET bietet 500 Videofilme zur Auswahl an. Filmvorführungen könnten möglicherweise größeren Zugang finden, wenn diese
statt wie bisher an Werktagsabenden an Sonntagvormittagen veranstaltet würden evtl. als ständig eingerichtete Matineen. Anregen möchten wir andere Vereine, Verbände und Organisationen, selbst
ausgewählte oder selbst hergestellte Videos in unserem Ausstellungsraum vorzuführen, wobei die Bedienung der Technik unsere Aufgabe bleibt. Wir wollen uns mit Jugendlichen über eine effektive
Nutzung des Internets austauschen, um klare Antworten auf Fragen zu Themen wie Faschismus, Antifaschismus, Krieg, Frieden, Arbeiterbewegung geben zu können. Ähnliche Zugänge wollen wir für die
Nutzung unserer Bibliothek und Archivsammlung öffnen, was aber noch deren datenmäßige Erfassung erfordert. Im Rahmen unserer weiteren Veranstaltungsplanung nehmen wir schon jetzt mittelfristig
anstehende Ereignisse in den Blick. Dazu zählen: - 70. Jahrestag der Machtübergabe an den Hitlerfaschismus im Januar 2003 - 60.Wiederkehr der Todestage von Ernst Thälmann und Rudolf
Breitscheid im August 2004 - 100. Jahrestag der Gründung der deutschen Arbeiterjugendbewegung in Mannheim und Berlin im Oktober 2004 Die Erinnerung an Thälmann und Breitscheid können
wir uns in ähnlicher Form vorstellen wie die im Jahre 1994, durch eine von einem Bündnis getragene gesamtdeutsche Veranstaltung vor dem Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin. Ihr könnte als ein
selbständiger Beitrag unseres Kuratoriums ein Thälmann-Breitscheid-Symposium in Hamburg vorausgehen oder folgen.
5. Zur materiellen und personellen Kontinuität der GET
Weil wir in den Traditionen der Arbeiterbewegung stehen, ist uns solidarisches Handeln gegenüber denen, die Unterstützung brauchen, vertraut. Wir haben selbst in all den Jahren
des Bestehens unserer Gedenkstätte ideelle und materielle Solidarität erfahren, die uns befreundete Menschen in nah und fern erweisen. Wir bleiben auf die unsere Gedenkstättenarbeit unterstützenden
Spenden angewiesen. Wir wenden uns an Hilfsbereite, die zwischenzeitlich auf uns aufmerksam geworden sind, mit Spendenbeträgen, die von der Steuer abgesetzt werden können, unsere weitere geschichtspolitische
Arbeit zu ermöglichen, die - wie schon immer - von uns ehrenamtlich geleistet wird. Nächst der finanziellen haben wir auch die personelle Kontinuität unserer Gedenkstättenarbeit abzusichern, und jüngere
nachrückende Kräfte zu gewinnen, denen wir interessante, bildungsfördernde Arbeitsfelder und Hilfe bei der Einarbeitung anbieten können.
Hamburg, 20. Oktober 2001
6. Spendenaufruf
Für die Sicherung der Gedenkstätte Ernst Thälmann in Hamburg sind wir dringend auf die weitere Unterstützung der Freunde
und Genossinnen und Genossen angewiesen. Bitte erteilt uns einen Abbuchungsauftrag - Andere Zahlungsweisen sind mit höheren Kosten verbunden.
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